Vitamin K bei Marcumarüberdosierung?

Khatib R et al. Vitamin K for reversal of excessive vitamin K antagonist anticoagulation: a systematic review and meta-analysis. Blood 2019, 12 MARCH 2019 ; 3(5): 789-796

Reicht das Absetzen der Vitamin K-Antagonisten oder beschleunigt die Vitamin-K-Substitution das Absinken des INR bei Marcumarüberdosierung? Verringert dieses Vorgehen das Blutungsrisiko und ist daher anzuraten, auch wenn der Patient nicht blutet, wie in alten Leitlinien zu lesen war?

Das hat jetzt eine Meta-Analyse untersucht und als daraus folgende Empfehlung muss gefolgert werden, dass die bisherige Vit-K-Substitution nicht ganz so unbedenklich ist. Die 6 analysierten kontrollierten Studien waren zur Hälfte monozentrisch, aus Kanada , den USA, Italien und Argentinien, analysierten die in diesen Ländern üblichen Kumarine Warfarin und Acenocoumarol und einer überschaubaren Fallzahl für eine Meta-Analyse (n= 1074 Patienten). Bei allen Patienten mit Überdosierung (INR von 5,4-8,4) wurde die Kumarinmedikation gestoppt, eine Hälfte bekam orales Vitamin K, die andere Placebo oder nichts. 

Ist bei Patienten der INR zwischen 4,5 und 10, profitieren stabile, nicht blutende Patienten eben nicht von einer Vitamin-K-Substitution. Eher war ein Trend zu erhöhten Mortalität (RR 5 1.42; 95% confidence interval [CI], 0.62-2.47), als auch vermehrten Blutungen (RR 5 2.24; 95% CI, 0.81-7.27) und Thromboembolien (RR 5 1.29; 95% CI, 0.35-4.78) zu vermerken!

Es bleibt trotz der kleinen Fallzahl und der nicht überragenden Datenqualität der zugrunde liegenden Studien die bisherige datengestützte Tatsache, dass die orale Vit-K-Substitution nichts bewirkt, eher das Risiko erhöht. Die niedrige Heterogenität der Daten lässt auch vermuten, dass die parenterale Gabe (für die es laut Autorenteam noch weniger Daten gibt) keine anderslautenden Ergebnisse erbringt. Werden auch nicht kontrollierte Studien in die Analyse mit einbezogen, mag sich ein anderes Bild ergeben. 

Alle anders lautenden Leitlinien sind somit nichtig. 

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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