Was wissen wir über Mehrkomponenten-Transfusion?

Perelman I et al. The epidemiology of multicomponent blood transfusion: a systematic review. Transfus Med 2019 ePub ahead of print Received 22 May 2018; accepted for publication 31 January 2019

Wenn Patienten Erythrozytenkonzentrate (EK) brauchen, gehen wir davon aus, dass wir die gleiche Therapie und vergleichbare Ergebnisse haben als bei Patienten, die neben Erythrozytenkonzentrate noch Gerinnungspräparate oder/und Thrombozytenkonzentrate (TK) und Frischplasma (FFP) erhalten. Das ist aber vermutlich nicht richtig. Was wissen wir wirklich über die Mehrkomponenten-Transfusion? Wer bekommt sie, in welchem Verhältnis der Komponenten zueinander, wie ist das Outcome?

Die jetzt veröffentlichte Meta-Analyse macht sehr deutlich, dass wir auf diesem speziellen Gebiet wenig wissen. Aus 37 eingeschlossenen Studien (26 retrospektive Kohorten, 8 prospektive Kohorten und 2 Überkreuzvergleiche) aus aller Welt seit 1980 konnten die Autoren entnehmen, dass die Prävalenz für die Mehrkomponenttransfusion erheblich zwischen den Studien variierte und von vielen Faktoren abhing, jedoch nicht von der Zeitpunkt der Publikation.

Ek und FFP ist eine häufige Ko-Administration bei Erwachsenen, bei Kindern auch FFP und Kryopräzipitat (der amerikanische Prothrombinkomplexersatz), in der Leberchirurgie Thrombozytenkonzentrate mit FFP manchmal ergänzt durch EKs. Je mehr Eks notwendig sind, desto höher scheint das Risiko für MKT zu sein. Kombinationen mit EKs waren am häufigsten, Gerinnungspräparate meist bei Massivtransfusionen.

Die meisten Studien mit Mehrkomponententransfusion (MKT) fanden sich bei herz- und leberchirurgischen sowie polytraumatisierten Patienten mit Prävalenzen von 2-13%-(Herzchirurgie) und 14-43% (Leberchirurgie). Hämatologische Studien bei Krebspatienten (die sehr häufig wegen Panzytopenie multikompenent transfundiert werden) fehlten. Traumapatienten erhalten mit einer Prävalenz von 49% aller Patienten und 71% aller transfundierten Traumapatienten eine Mehrkomponenten-Transfusion, Verbrennungspatienten zu 45% bzw. 29% der transfundierten Verbrennungen.  Geschlechterabhängige Prävalenzen waren nicht zu finden, dahingegen altersabhängige Schwankungen sehr wohl mit Betonung des Kindes- und Seniorenalters (1 Monat bis zum 20. Lebensjahr und über 50 Jahren).

Zentrumsspezifische Unterschiede waren bei derselben Art des Eingriffs unübersehbar. Ein Zusammenhang der MKT mit dem Patientenoutcome fanden sich bei herzchirurgischen  (Thromboebolien und Zerebrale Ischämien) und leberchirurgischen (ALI) Patienten (im Mittel >65 Transfusions-Einheiten!). Gerade mit Hinblick auf die Logistik unserer Konservenversorgung in Anbetracht der Alterspyramide in Nordeuropa scheint eine Verbrauchsanalyse in Zusammenhang mit dem erreichten Outcome notwendig.

PubMed

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Für Sie gelesen von T. Frietsch

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