Bringt die orale präoperative Eisengabe etwas?

Lasocki S, et al. Effect of preoperative oral iron on postoperative morbidity or mortality after major surgery: A French nationwide healthcare database study. Anaesth Crit Care Pain Med 2025; Nov 20 [Online ahead of print].

Obwohl die orale Einsensubstitution vor operativen Eingriffen als die einfachste und kostengünstigste Methode der Eisensubstitution empfohlen wird, ist derzeit nicht klar, ob sie auch effektiv ist.

Lasocki et al. untersuchten anhand retrospektiver Daten einer landesweiten französischen Gesundheitsdatenbank den Einfluss einer präoperativen oralen Eisensubstitution auf die postoperative Morbidität und Mortalität bei Patienten, die sich größeren orthopädischen, onkologischen, gastrointestinalen, kardiologischen, onko-urologischen und onko-gynäkologischen Eingriffen unterzogen.

Patienten, die intravenös Eisen erhielten (0,5 %), wurden ausgeschlossen. Die Analyse umfasste 947.468 Patienten mit insgesamt 975.852 Operationen, von denen nur 7,1 % präoperativ orales Eisen erhielten. Die Dauer der oralen Eisengabe präoperativ umfasste 8 Wochen, die Vergleichsgruppe waren Patienten ohne Eisensubstitution. 

Die Definition der postoperativen Morbidität umfasste Rehospitalisierung, venöse Thromboembolie, Niereninsuffizienz, Infektion, Schlaganfall/Myokardinfarkt, Aufnahme auf die Intensivstation. Die Mortalität bis zum 90. postoperativen Tag wurde mit der Mortalität bei Patienten ohne Eisensubstitution verglichen. Die Wahrscheinlichkeit postoperativer Komplikationen oder Todesfälle wurde mittels adjustierter logistischer Regression geschätzt.

Die Häufigkeit postoperativer Komplikationen und Todesfälle war bei Patienten, die präoperativ orales Eisen erhielten, niedriger (20,2 % vs. 21,6 %; p < 0,001). In der adjustierten logistischen Regressionsanalyse war orales Eisen im Vergleich zu keiner Eisengabe mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Komplikationen oder Todesfälle nach 90 Tagen (Odds Ratio [OR] 0,95; 95 %-Konfidenzintervall [KI] [0,93; 0,97]; p < 0,001) und einer geringeren Sterblichkeit nach 90 Tagen (OR 0,85; 95 %-KI [0,79; 0,92]; p < 0,001) assoziiert.

Schlussfolgerung und Interpretation: In dieser großen, praxisnahen Kohortenstudie mit Patienten, die sich einem größeren chirurgischen Eingriff unterzogen, war die präoperative orale Eisengabe im Vergleich zu keiner Eisentherapie mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für postoperative Komplikationen oder Todesfälle verbunden. Dieses Ergebnis einer retrospektiven Analyse ist verlässlich, auch wenn es keine randomisierte Studie ist, da es plausibel ist und die bestehende Praxis bestätigt. Die Schwierigkeit in der klinischen Diagnostik besteht nun, die Fälle zu identifizieren, bei der die orale Applikationsform nicht effektiv ist- bei chronischer oder/und systemischer Entzündung, ungenügend lange Zeit bis zur Operation, Schwangerschaft, etc.     

 

Pubmed

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Für Sie gelesen von Th. Frietsch

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