Die IAKH feiert Gründungsjubiläum -20 Jahre Hämotherapie

Hämotherapie: Bei richtiger Anwendung retten Blutkonserven Leben- - Eine Bilanz und Würdigung der bisherigen Erfolge unserer Gesellschaft !

Zum 20-jährigen Bestehen der Interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft für Klinische Hämotherapie IAKH*

 

 

Was wir derzeit bei der Corona-Pandemie und bei der Impfdiskussion erleben, ist eigentlich kein Novum. Medizinisch begründete Warnungen in der Fachpresse sind unbedingt notwendig,  benötigen aber die differenzierte und abgewogene  Berichterstattung an die breite Bevölkerung, da dort die notwendigen Kenntnisse zur richtigen Interpretation und korrekten Einordnung  der mitgeteilten Risiken erst langsam wachsen müssen. Durch Berichte in der Laienpresse über Patientenschäden durch einen zu unkritischen Umgang in der Ärzteschaft mit dem wertvollen Spenderblut sank das Vertrauen der Bevölkerung in lebensrettende Bluttransfusionen und die Spendebereitschaft hat sich verringert.  

Umso wichtiger ist es für die Ärzteschaft, das Vertrauen in die lebensrettende Therapie mit Blut und Blutprodukten zu fördern. Die Produktsicherheit selbst ist gestiegen, die konservenimmanenten Risiken zur Übertragung von Infektionskrankheiten sind extrem gering geworden. Zu häufige und nicht unbedingt notwendigen Anwendungen, zu hohe Dosierungen, die nicht behandelte Anämie vor Operationen und die Verwechslungen von Konserven, Blutproben und Patienten stehen im Fokus der Berichte zusammen mit dem berechtigten Anliegen des „Patient Blood Management“. Hier nämlich im Anwendungsbereich liegt das zentrale Verbesserungspotenzial.

Das deutsche Transfusionsgesetz, die Richtlinien und die Querschnittsleitlinien Hämotherapie der Bundesärztekammer mit der Ernennung von wichtigen Kontrollinstanzen in den anwendenden Einrichtungen haben die Bedingungen geschaffen, die die erfolgreiche und sichere Therapie mit Blut und Plasmaderivaten befördern. Die Unterstützung durch die Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Klinische Hämotherapie IAKH hilft, die Vorgaben in gelebte Praxis zu übersetzen.

Am 16. Februar 2002 wurde die IAKH gegründet (1), damals durch die Verabschiedung des Transfusionsgesetzes (TFG) 1998 und die Novellierung der „Richtlinien zur Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und zur Anwendung von Blutprodukten (Hämotherapie) im Juli 2000 inspiriert. Sie vertritt seither die Transfusionsverantwortlichen (TV), Transfusionsbeauftragten (TB), die Qualitätsbeauftragten für Hämotherapie (QBH) und insgesamt alle hämotherapeutisch tätigen Ärzte, ganz besonders geprägt durch den Gründungsvater, Prof. Dr. med. Volker Kretschmer, Internist und Transfusionsmediziner, Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin und Hämostaseologie am Universitätsklinikum Marburg. Ihm gelang der Zusammenschluss vieler engagierter Ärztinnen und Ärzte aus der Inneren Medizin, Hämatologie, Kardiologie und Onkologie, der Anästhesiologie, der Transfusionsmedizin und aus vielen unterschiedlichen operativen Fächern, wie Gynäkologie, Allgemeinchirurgie, Herzchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie zu einer aktiven und von Anfang an wirklich interdisziplinären Gemeinschaft in harmonischer Ergänzung zu den spezifischen Fachgesellschaften. Die Vernetzung der IAKH mit den Landesärztekammern und der Bundesärztekammer sowie dem Paul-Ehrlich-Institut und intensive Partnerschaften mit der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv und Notfallmedizin DIVI, dem Arbeitskreis Bluttransfusion der deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin DGAI/BDA, der Gesellschaft für Thrombose und Hämostaseforschung GTH, dem Network for the Advancement of Transfusion Alternatives NATA und nicht zuletzet dem Aktionsbündnis Patientensicherheit APS zeigen dies deutlich.

Die IAKH bietet eine leicht zugängliche Hilfe bei der Ausübung der verantwortungsvollen Aufgabe Hämotherapie: Angebote zur Fort- und Weiterbildung sowie Unterstützung bei aktuellen Fragen und Problemen mit jährlichen Veranstaltungen, früher „Marburger Transfusionsgespräche“ oder aktuell „Ludwigshafener Transfusionsgespräche“. Auf der Webseite www.iakh.de finden sich Musterformulare und Fortbildungsvorlagen, werden Kontakte angezeigt, im Forum Fragen beantwortet, die die Arbeit als TV, TB oder QBH erheblich erleichtern. Die IAKH vertritt die klinischen Aspekte der Hämotherapie im Arbeitskreis Blut und  berät bei der Abfassung von Richtlinie und Querschnittsleitlinien der Bundesärztekammer (BÄK). Mit dem „Peer Review Hämotherapie“ hat die IAKH ein Qualitätssicherungsinstrument in Anlehnung an das ähnliche Angebot im Intensivbereich (siehe www.DIVI.de) geschaffen. Die IAKH betreibt seit 13 Jahren ein nationales kostenfreies Fehlerregister für die Anwendung von Blut- und Gerinnungsprodukten in Kooperation mit dem CIRS-Medical der BÄK (2). Sie möchte die Meldelücke für folgenlose Fehltransfusionen schließen, um die Sicherheitsrisiken des gesamten Transfusionsvorgangs durch messbare Daten zu erfassen. Technische Innovationen bei der Anwendung von Blutkonserven und Plasmaderivaten werden von der Arbeitsgruppe Transfusionssicherheit in Koordination und auf Anregung des Arbeitskreises Blut (3) zur Vermeidung von Fehltransfusionen und Verwechslungen gefördert, ebenso Techniken zur Messbarkeit der Transfusionsindikation bis hin zum Angebot einer computergestützten Simulationsschulung der Massivtransfusion in den Kliniken vor Ort. Die IAKH setzt sich ein für eine adäquate Vergütung und Freistellung der hämotherapeutischen Funktionsträger, die bessere Ausbildung in der klinischen Hämotherapie im Studium und für den rationalen Einsatz autologer Techniken und der perioperativen Therapie der Anämie. Sie bietet interessierten Kliniken eine computergestützte Simulationsschulung der Massivtransfusion vor Ort an.

Das Ziel ist durch die Leistung von hämotherapeutisch tätigen Ärztinnen und Ärzten die Patientensicherheit zu erhöhen. Die lebenswichtige Therapie der Bluttransfusion und Gerinnungstherapie erfordert erhebliche Fachkompetenz, um die speziellen Blutprodukte in geeigneter Dosis am richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt sicher einzusetzen. Die IAKH unterstützt den interdisziplinären Dialog und die Fortbildung. Sie fördert realisierbare  Innovationen in einem ökonomisch dominierten und stringent organisierten Gesundheitssystem. Deshalb ist die IAKH eine beachtenswerte Gesellschaft zur Verfolgung unserer ethischen Ansprüche und Steigerung der Patientensicherheit in der klinischen Medizin. Wir gratulieren der IAKH zum 20-jährigen Bestehen und dem Streben nach einer differenzierten, individuellen Hämotherapie nach dem neusten Stand von Wissenschaft und Technik. 

Gezeichnet stellvertretend für alle Hämotherapeuten

Dania Fischer, Rainer Moosdorf, Georg Wittmann, Bernd Pötzsch, Thomas Frietsch

  

Literatur 

  1. Kretschmer V: Interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft für Klinische Hämotherapie gegründet. Anaesth Intensivmed 2002; 43: 382.
  2. Frietsch T, Thomas D, Schöler M, et al.: Administration Safety of Blood Products - Lessons Learned from a National Registry for Transfusion and Hemotherapy Practice. Transfus Med Hemother 2017; 44: 240-54.
  3. Blut A: Stellungnahme Fehlanwendungen von Blutkomponenten. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 1140–3.

 

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