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Editorial
Newsletter 3/2021
Zum Herbst 2021 melden wir uns für Sie wieder mit aktuellen Meldungen und wichtigen Neuerungen!
Zunächst eine sehr traurige Meldung:
Wir trauern um Hans Gombotz, den viele in der Hämotherapie schätzten und wegen seines unermüdlichen Engagements für das Patient Blood Management kennengelernt haben. Wir verlieren mit Ihm einen Freund, ein wertvolles Mitglied und einen herausragenden und humorvollen Kliniker, der uns gezeigt hat, wo es in der klinischen Medizin hapert und wie man damit umgehen muss. Halten wir sein Andenken hoch und engagieren wir uns in seinem Sinne weiter für die Sache der Hämotherapie! Seiner Familie gilt unser Mitgefühl und herzliches Beileid.
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Ihr Prof. Dr. T. Frietsch für den Vorstand der IAKH
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Allgemeines
Melden Sie sich an: Die Transfusionsgespräche stehen vor der Tür und können wie geplant als Präsenzveranstaltung am 22. und 23. Oktober 2021 in Ludwigshafen am Rhein stattfinden. Melden Sie sich noch an, es sind trotz Vorgaben zur Limitierung auf Grund des hohen Anteils an Geimpften noch Plätze verfügbar. Auch bieten wir wieder Workshops zur POC-Gerinnung und zur Anwendung von Leukozytendepletionsfiltern für die maschinelle Autotransfusion an, beides durch die breite Unterstützung durch die Industrie mit fast allen gebräuchlichen Geräten (Zur Ankündigung und Anmeldung).
Der Hämovigilanz-Bericht des Paul Ehrlich Instituts von 2019 ist herausgekommen. Wir haben ihn für Sie gelesen und kurz zusammengefasst. Er hat deutlich gemacht, dass folgenlose Fehltransfusionen und Fehler in der Prozesskette nicht erfasst werden. Somit bleibt das mit der Anwendung von Blutprodukten verbundene Risiko in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wie der Schweiz, Österreich oder Großbritannien unbekannt. Diese Lücke im Meldewesen sollte geschlossen werden, damit aus der Häufigkeit dieser Ereignisse das damit verbundene Risiko und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Vermeidung berechnet werden kann. Wer sich dazu äußern will, kann dies gerne im Forum thematisieren oder eine Email an das IAKH Sekretariat schreiben.
Schwierigkeiten beim Bezug oder in den Service-/Support-Leistungen aller Hersteller von Diagnostik, von Großgeräten im Zentrallabor (ob Gerinnung oder normale Klinische Chemie), allen Blutgasanalysatoren, Zellzählern, etc., aber auch von Point-of-Care Gerinnungsgeräte stehen ins Haus. Im Mai 2017 hatte die EU eine neue Vorschrift - die In Vitro Diagnostic Medical Device Regulation 2017/746 (IVDR) - erlassen (Unsere Nachricht), nach der alle Geräte bis Mai 2022 (also einer Übergangszeit von 5 Jahren) nächstes Jahr einen datengestützten Zulassungsprozess durchlaufen haben müssen. Es ersetzt die bisherige gültige Vorschrift direkt für alle EU-Länder ohne Anpassungen an nationales Recht. Damit wird es auch für viele Hersteller der Point-of-Care-Gerinnungsgeräte schwer, da diese Daten für die jeweiligen Geräte gar nicht oder nicht in dem jetzt erforderlichen Umfang vorhanden sind.
Die Anpassung der Richtlinie Hämotherapie bezüglich der Sicherheitsrückstellung der Spender mit „sexuellem Risikoverhalten“ ist rechtzeitig am Freitag vor der Bundestagswahl auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts veröffentlicht worden. „Wesentliche Änderung der Auswahlkriterien für die Zulassung zur Blutspende betrifft Personen mit einem Sexualverhalten, welches ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt. Für diesen Personenkreis wird zukünftig die Dauer der Rückstellung von der Blutspende einheitlich auf vier Monate festgelegt“. Die IAKH hatte die Art und Weise der Beantragung im Gesundheitsausschuss des Bundestags als undemokratisch, nicht aber den Inhalt der Anpassung kritisiert.
Die IAKH bietet das zweite Peer Review-Qualifizierungsseminar für Peers in der Hämotherapie als Ausbildung für weitere Experten am 4./5. Nov. 2021 in Leinsweiler bei Landau an. An der schönen Pfälzer Weinstrasse fand bereits das erste Seminar bei Landau nach dem Curriculum der Bundesärztekammer statt, jedoch mit speziellem Bezug auf die Modifikationen für die Hämotherapie. Wir berichteten über das erste und übermittelten Eindrücke der sehr gelungenen Veranstaltung. Wir rechnen auch für das 2. Seminar mit einer Pandemie-bedingt unbegrenzten maximalen Teilnehmerzahl von n=16 pro Seminar. Bitte melden Sie sich rechtzeitig an.
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Neues aus der Literatur
- Douville NJ, Davis R, Jewell E, et al. Volume of packed red blood cells and fresh frozen plasma is associated with intraoperative hypocalcaemia during large volume intraoperative transfusion. Transfus Med. 2021 Jun 18. doi: 10.1111/tme.12798. (PubMed, Unsere Rezension, Externer Link)
Zusammenfassung: Hypokalzämien als Folge der Citratanteile in Blutkonserven ist ein bekanntes Risiko der Transfusionstherapie. Aber wann tritt es auf und wie häufig ist es wirklich? Das hat jetzt eine ...
- Lombard FW, Popescu WM, Oprea AD, Kertai MD. Perioperative thrombocytopenia. Curr Opin Anaesthesiol. 2021 Jun 1;34(3):335-344. doi: 10.1097/ACO.0000000000000999. (PubMed, Unsere Rezension)
Zusammenfassung: Wie oft werden Patienten operiert (und dabei unerwartete Blutungen verursacht), die eine unerkannte Thrombozytopenie unklarer Genese mitbringen? Wie viele davon sind durch die Therapie mit Plättchenhemmern voraussehbar und eventuell auch durch Risikoadjustierung vermeidbar? Das und mehr hat eine schöne Zusammenfassung in der Zeitschrift Current Opinions in Anesthesiology ...
- Sadana D, Kummangal B, Moghekar A, et al. Adherence to blood product transfusion guidelines-An observational study of the current transfusion practice in a medical intensive care unit. Transfus Med. 2021 Aug;31(4):227-235. doi: 10.1111/tme.12771. (PubMed, Unsere Rezension)
Zusammenfassung: Restriktive Transfusionstrigger sind seit der "Hebertstudie" aus Canada von 1999 empfohlen und eigentlich unwidersprochen. Allerdings scheint die Botschaft schwer umzusetzen ...
- Waters JH. Cell salvage in trauma. Curr Opin Anaesthesiol. 2021 Aug 1;34(4):503-506. doi: 10.1097/ACO.0000000000001014. (PubMed, Unsere Rezension)
Zusammenfassung: Aus Pittsburgh in den USA kommt eine gute Zusammenfassung des Einsatzes der maschinellen Autotransfusion bei Polytraumen und dem unfallchirurgischen Operationsaal ...
- Karrar S, Reniers T, Filius A, et al. Rotational Thromboelastometry-Guided Transfusion Protocol to Reduce Allogeneic Blood Transfusion in Proximal Aortic Surgery With Deep Hypothermic Circulatory Arrest. J Cardiothorac Vasc Anesth. 2021 Aug 19:S1053-0770(21)00692-3. doi: 10.1053/j.jvca.2021.08.020. (PubMed, Unsere Rezension, Externer Link)
Zusammenfassung: Rotem-basiertes Gerinnungsmanagement scheint gut in der Herzchirurgie zu funktionieren, wo die Koagulopathie hauptsächlich durch die extrakorporale Zirkulation und nicht so oft durch eine tiefe Hypothermie ausgelöst wird. Ändert sich was an der Effektivität, wenn das POC-Gerinnungsmanagement bei tiefer Temperatur UND Herzkreislaufstillstand ...
- Tonino RPB, Wilson M, Zwaginga JJ, Schipperus MR. Prevalence of iron deficiency and red blood cell transfusions in surgical patients. Vox Sang. 2021 Aug 24. doi: 10.1111/vox.13194. (PubMed, Unsere Rezension, Externer Link)
Zusammenfassung: Ist reiner Eisenmangel ohne Anämie auch ein Risiko für die perioperative Transfusion? Wie häufig ist er im elektiven chirurgischen Kollektiv? Das hat nun eine Studie aus Holland anhand ...
- Avau B, Van Remoortel H, Laermans J, et al. Lack of Cost-Effectiveness of Preoperative Erythropoiesis-Stimulating Agents and/or Iron Therapy in Anaemic, Elective Surgery Patients: A Systematic Review and Updated Analysis. Pharmacoeconomics. 2021 Oct;39(10):1123-1139. doi: 10.1007/s40273-021-01044-3. (PubMed, Unsere Rezension, Externer Link)
Zusammenfassung: Wir hatten schon über die nicht sehr gute Meta-Analyse der Eisentherapie bei präoperativer Anämie im Frühjahr 21 berichtet (Van Remoortel et al.). Nun ist die erwartete ökonomische Interpretation einer Studie veröffentlicht worden ...
- Wang P, Wang X, Deng H, et al. Restrictive versus liberal transfusion thresholds in very low birth weight infants: A systematic review with meta-analysis. PLoS One. 2021 Aug 30;16(8):e0256810. doi: 10.1371/journal.pone.0256810. (PubMed, Unsere Rezension, Externer Link)
Zusammenfassung: Der kritische Transfusionstrigger bei den kleinsten frühgeborenen Patienten, die häufig transfundiert werden müssen ist seit der ersten großen kontrollierten Studie von Lacroix 2007 im NEJM (TRIPICU) nicht klar. Viele andere Studien mit zum Teil widersprüchlichen Ergebnissen waren in der Zwischenzeit veröffentlicht worden. Jetzt hat sich eine Meta-Analyse auf die extrem untergewichtigen ...
Der Literaturservice wird fortgesetzt: verantwortlich für den Inhalt: J. Erhard und T. Frietsch
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