Stellungnahme der IAKH zur aktuellen Diskussion zum Patient Blood Management (PBM)
IAKH, April 2017
Stellungnahme der IAKH zur aktuellen Diskussion zum PBM
Zu den satzungsgemäßen Aufgaben der IAKH gehört die Unterstützung und Förderung der korrekten Anwendung von Blut und Blutprodukten in der klinischen Praxis. Blutkonserven und Blutprodukte sind wertvolle und lebensrettende Therapeutika, die einen engen und evidenzbasierten Anwendungsrahmen haben müssen. Sie sind in Deutschland von freiwilligen Spendern für diesen Zweck entnommen und werden nach dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik unter Beachtung der gültigen GMP Standards weiterverarbeitet, gelagert und distribuiert.
Mit dem PBM (Patient Blood Management) und seiner Drei-Säulen-Strategie für die prä-, intra- und postoperative Versorgung steht ein klinisches Diagnostik- und Therapiekonzept für einen möglichen oder vorhandenden Blutmangel zur Verfügung, das für jeden Patienten, der unter dem Risiko steht evtl. im Rahmen einer Diagnostik oder Therapie eine Bluttransfusion erhalten zu müssen, eine individuelle Hämotherapie ermöglicht. Dieses Konzept der individuellen Hämotherapie zielt darauf ab, für den jeweiligen Patienten bei maximalem Therapienutzen das Risiko geringstmöglich zu halten. Darüberhinaus besteht auch innerhalb dieses Konzepts "PBM" keinerlei Zweifel daran, dass eine indizierte Transfusion von Blut und Blutprodukten nach wie vor ein wesentliches Instrument darstellt, um die entsprechenden Patienten evidenzbasiert und sicher zu behandeln.
Nach klinischen und pathophysiologischen Kriterien muss davon ausgegangen werden, dass grundsätzlich ein Hb-Wert von 6g/dl nicht unterschritten werden sollte. Bei Patienten mit relevanten Grunderkrankungen kann dieser Wert höher liegen. Entscheidend ist die Orientierung an der klinischen Symptomatik und dem Risikoprofil des Patienten. Eine Orientierung am Laborwert alleine ist oftmals mit den Gefahren der Über- oder Untertransfusion behaftet. Bisher vorliegende Daten zur möglichen Einsparung von Blut und Blutprodukten decken sich in den Indikationen und Kontraindikationen mit den Vorgaben des Transfusionsgesetzes TFG und den aktuellen Querschnittsleitlinien. In diesem Rahmen ist auch der Einsatz des PBM zu verstehen.
Die IAKH unterstützt ausdrücklich das Konzept der individualisierten Hämotherapie unter Ausnutzung aller evidenzbasierten Methoden zur Einsparung des Transfusionsbedarfs. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass die korrekte Anwendung von Blut und Blutprodukten ein unverzichtbares und wertvolles, weil oftmals lebensrettendes Therapieverfahren darstellt.
Für den Vorstand der IAKH im April 2017
Prof. Dr. T. Frietsch, Prof. Dr. M. Spannagl,
Prof. Dr. J. Erhard, Dr. G. Wittenberg,
Prof. Dr. R. Moosdorf, Prof. Dr. B. Pötzsch,
Prof. Dr. P. Schlenke, Dr. M. Felsenstein